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Pressemitteilung - 27. Oktober 2017

Neue Ausstellungen in Städtischer Galerie Delmenhorst

Am Freitag, 3. November, öffnet die Städtische Galerie Delmenhorst ihre Tore gleich für zwei Ausstellungen: Um 19 Uhr geht es in der Remise mit der Einzelausstellung „Christian Haake. fluid“ los. Es spricht Thorsten Jantschek, Deutschlandfunk Kultur. Um 20 Uhr eröffnet Dr. Kai Kähler, Vorsitzender Kunstverein Bremerhaven von 1886, die Gruppenausstellung „Zur See. Werke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremerhaven“.

„Zur See“ ist eine kuratorische Tauchfahrt in eine großartige Sammlung. Die Ausbeute dieser Expedition fällt insofern ungewöhnlich aus, als es explizit um maritime Bezüge in der zeitgenössischen Kunst geht – obwohl und gerade weil dies nie ein Sammlungsschwerpunkt des Kunstvereins Bremerhaven war. In dessen rund 130 Jahre währender Sammlungsgeschichte wurde ein allzu nahe liegendes thematisches Sammeln vermieden. Der Kunstverein war und ist ein Fenster zu den virulenten künstlerischen und geistesgeschichtlichen Themen der Zeit; allein die internationale Kunstszene ist die entscheidende Referenz. Dass eine Kunstsammlung immer auch einen Ort hat, liegt dennoch auf der Hand, und somit die Frage nach der Definition des Lokalen und dessen charmant insistierender Wirkkraft, die sich andernorts – in naher Ferne – unbefangener darstellen lässt. Das Haus Coburg, an der Fischstraße malerisch im Arm der Delme gelegen, ist ein prädestinierter Ort für das versteckte Thema der Bremerhavener Sammlung.

Mit rund 150 ausgewählten Fotografien, Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen geht es in der Ausstellung „Zur See“ um Bremerhaven als Tor zur Welt. Die präsentierten Werke und das Vermittlungsprogramm erzählen von Freiheit und Abenteuer, vom Meer als einem Fluchtweg und einem Symbol der Migration sowie von Fischerei und Schiffbau, dem Niedergang ganzer Wirtschaftszweige.

Eine umfangreiche Werkgruppe, die gezeigt wird, besteht aus Schwarz-Weiß-Fotografien von Hans Finsler (1891-1972), Erich Salomon (1886-1944) und Richard Fleischhut (1881-1951). Alle drei fotografierten 1929 die Jungfernfahrt des Luxusschnelldampfers MS Bremen – ein Symbol für Schnelligkeit und Modernität. Die Aufnahmen zeigen die Architektur des legendären Schiffes, die Celebrities an Bord und das alltägliche Leben auf hoher See.

Die Metaphorik des Schiffes und der Seefahrt spielt auch bei weiteren Werken eine Rolle. Darunter sind regional bekannte Künstler wie Tina Öhmsen („Bodeninstallation für Bremerhaven“, 1989) oder Jochen Krüger („Bananen an Bord“, 1989). Ein Schlüsselwerk der Sammlung ist die raumgreifende Arbeit „Windsbraut“ von Paloma Varga Weisz (Jahrgang 1966, geboren in Mannheim). Von Manfred Pernice (Jahrgang 1963, geboren in Hildesheim) gibt es mit Blick auf den Warenverkehr und die allgegenwärtige Seezeichen-Ästhetik in Bremerhaven Anspielungsreiches im Rahmen seiner generellen Diagnose der „Verdostheit unserer Welt“ zu sehen.

Auch von Andreas Slominski (Jahrgang 1959, geboren in Meppen) besitzt die Kunsthalle Bremerhaven eine beachtliche Werkgruppe. Mit der minimalistischen Arbeit „Farbe zum Anstreichen des Leuchtturms Roter Sand“ aus dem Jahr 1999 ernüchtert der Künstler jeden, der in dem Leuchtturm ein hochwertgeschätztes Denkmal, letztlich auch ein touristisches Highlight sieht. Björn Dahlem (Jahrgang 1974, geboren in München) würdigt mit der Skulptur „Sprotte in Heilwasser“, 2003, einen anderen Sympathieträger des Nordens und verpasst ihm eine Kur.

Für seine eigens auf die Räume der Remise abgestimmte Einzelstellung mit dem Titel „fluid“ hat Christian Haake (geboren 1969 in Bremerhaven) neue, sehr präzise und poetische Arbeiten entwickelt. Im weiteren Sinne befassen sich auch diese Werke mit dem Thema des Meeres. Letztlich aber wird die Remise zu einem für den Künstler typischen Wahrnehmungslauf, in dem es bei eingehender Betrachtung jeweils um eine Untersuchung des Verhältnisses zwischen Wirklichkeit, Wahrnehmung und erinnertem Bild geht. Dabei interessiert den Künstler, wie Stephan Berg schreibt, „der feine Riss der Differenz, der zwischen den Ebenen verläuft. Nicht die Bestätigung des Zusammenhangs zwischen Realität und Wahrnehmung ist ein Ziel, sondern dessen subtile poetische Destabilisierung.“

Künstlerliste:
Michael Bach, Stefan Balkenhol, Nina Canell, Björn Dahlem, Cecilia Edefalk, Hans Finsler, Richard Fleischhut, Christian Haake, Ilya Kabakov, Annika Kahrs, Jochen Krüger, Paul Kunze, Tina Öhmsen, Manfred Pernice, Erich Salomon, Tomas Schmit, Norbert Schwontkowski, Andreas Slominski, Paloma Varga Weisz, Paul Ernst Wilke.

Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die Karin und Uwe Hollweg Stiftung unterstützen die Ausstellungen „Zur See. Werke aus der Kunsthalle Bremerhaven“ und „Christian Haake. fluid“.

  • Termine:   
    Pressekonferenz
    Donnerstag, 2. November 2017, 11.30 Uhr,
    Städtische Galerie Delmenhorst, Fischstraße 30

    Ausstellungseröffnungen
    Freitag, 3. November 2017, ab 19 Uhr,
    Städtische Galerie Delmenhorst, Fischstraße 30

Nr. 555/17 - Städtische Galerie Delmenhorst

 

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