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Chronik

1247 bis 1867

Um 1234 erwarb der Oldenburger Graf Otto I. einen Horsthof an der Delme, der den Namen "de Horst" trug. Dieser Horsthof, der voraussichtlich um 1247 Standort der Burg Delmenhorst wurde, gilt als Keimzelle der Stadt. Der Name Delmenhorst wird erstmalig in einer Urkunde von 1254 erwähnt.

Graf Otto II. (1278 bis 1303), Begründer der älteren Linie Delmenhorst, machte die Burg zu seiner Residenz und ließ sich von der Oldenburger Sippschaft die Regentschaft in der sogenannten "Herrschaft Delmenhorst" zusichern. Während der Regentschaft dieser älteren Linie wurde am 15. Juni 1371 den Bewohnern des Ortes Delmenhorst das Stadtrecht nach Bremer Recht verliehen.

Im Jahre 1421 ließ sich Graf Nikolaus von Delmenhorst aus Geldnot zum Erzbischof von Bremen wählen und übertrug dafür Delmenhorst dem Erzstift. 1436 musste er abdanken und schloss einen Vertrag mit Graf Dietrich von Oldenburg. Daraufhin wurde Delmenhorst wieder mit Oldenburg vereint. Der jüngste Sohn des Grafen Dietrich, Graf Gerd, übernahm nach dessen Tode die Regentschaft. Graf Gerd machte sich aber vor allem als Straßenräuber einen Namen. Nach der Belagerung der Burg Delmenhorst im Jahre 1482 unter der Führung des Bischofs von Münster dankte Graf Gerd zugunsten seiner Söhne ab. Die Grafschaft Delmenhorst fiel an Münster.

Erst 1547 gelang es dem Grafen Anton I. die Burg, die er anschließend zu einem Schloss im Stil der Weserrenaissance ausbaute, und die Grafschaft von Münster zurückzugewinnen. Von den Grafen der jüngeren Linie war Graf Christian der letzte Regent der Grafschaft Delmenhorst. Als er 1647 ohne Erben starb, wurde Graf Anton Günther neuer Herrscher und Delmenhorst aufgrund eines Erbvertrages mit Oldenburg verbunden.

Nach Anton Günthers Tode fielen die Grafschaften mangels Erben und aufgrund der Verbindungen zum dänischen Königshaus unter dänische Regentschaft. In dieser Zeit liegt auch das Ende der Delmenhorster Burg: Da Dänemark kein Geld hatte, um die baufällige Burg in der abgelegenen Provinz instand zu setzen, wurde die Burg ab 1711 abgerissen. 1806 besetzten, von französischen Generälen in Marsch gesetzte holländische Truppen das Herzogtum. Von 1811 bis 1813 war das Herzogtum Oldenburg unter Napoleon ein Teil des französischen Kaiserreiches.

1867 bis 1915

Mit der Einweihung der Eisenbahnstrecke zwischen Bremen und Oldenburg begann 1867 für Delmenhorst eine Zeit der rasanten Veränderungen: Die Lage direkt an der Bahnlinie machte die Stadt attraktiv für die Industrie. Da Bremen bis 1888 nicht zum deutschen Zollbund gehörte, mussten auf in Bremen gefertigte Waren Zollabgaben geleistet werden. Die Bremer Kaufleute verlegten deshalb ihre industriellen Unternehmen in das Umland.

Das erste größere Werk in Delmenhorst war die 1871 gegründete Jute Spinnerei und Weberei. Ihr folgte 1882 die "Delmenhorster Linoleumfabrik". 1884 wurde dann die größte Delmenhorster Fabrik, die "Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei" gegründet. Im Laufe dieser Zeit entwickelte sich Delmenhorst zu einer pulsierenden Industriestadt, der größten zwischen Weser und Ems. Die Einwohnerzahl stieg in den Jahren 1871 bis 1900 um das Vierfache. 1903 wurde Delmenhorst, das mittlerweile über 17.000 Einwohner zählte, zur „Stadt erster Klasse“ erhoben und erlangte damit seine Kreisfreiheit.

In den folgenden Jahren änderte sich auch das Bild der Innenstadt. Unter der Regie von Bürgermeister Erich Koch-Weser, der von 1901 bis 1909 im Amt war, wurden ein Wasserwerk, eine Gasanstalt und ein städtisches Elektrizitätswerk gebaut. Koch-Weser initiierte auch den Bau des Delmenhorster Wasserturms, der 1910 fertig gestellt und schnell zum Wahrzeichen der Stadt wurde, sowie den bis 1920 andauernden Bau der vom Bremer Architekten Heinz Stoffregen gestalteten Rathausanlage und der Markthalle. Zudem wurden im Jahr 1906 die Graftanlagen neu gestaltet. Diese Vorhaben prägen bis heute das Bild der Delmenhorster Innenstadt.

1915 bis 1981

Auch die Zeit der Weimarer Republik war in Delmenhorst von einer regen Bautätigkeit geprägt. Der Stadtteil Düsternort wurde als Wohngebiet erschlossen. An der Wildeshauser Straße entstand nach den Plänen des Hamburger Architekten Fritz Höger bis 1928 das Städtische Klinikum.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Teile von Hasbergen sowie der Ortsteil Adelheide eingemeindet. Mit dem Bau der Caspari-Kaserne an der Wildeshauser Straße und der Anlegung eines Militärflugplatzes in Adelheide wurde Delmenhorst zur Garnisonsstadt. Die Verfolgung Oppositioneller, Andersdenkender und Juden machte auch vor Delmenhorst keinen Halt. In der Reichspogromnacht ging die Synagoge an der Cramerstraße in Flammen auf. Die Zivilbevölkerung in Delmenhorst musste zudem unter 71 Bombenangriffen leiden. Dabei wurden über 40.000 Bomben auf das Stadtgebiet abgeworfen, 79 Menschen starben. Das Ende der Nazi-Herrschaft kam für Delmenhorst mit dem Einmarsch britischer Truppen am 20. April 1945.

Die Nachkriegszeit brachte Delmenhorst den nächsten Wachstumsschub. Über 15.000 Flüchtlinge und Vertriebene wurden an der Delme aufgenommen. Nach der Währungsreform im Jahre 1948 stieg auch die Zahl der Beschäftigten wieder rapide an. Dieses lag in erster Linie an der wiedererstarkten Industrie, die vor allem in den Bereichen Metall, Wolle, Textil, Lebensmittel und Linoleum einen internationalen Bekanntheitsgrad erlangte. Nicht nur die Bevölkerung vermehrte sich, auch das Stadtgebiet wuchs an. Im Zuge der Gemeindereform wurde Hasbergen 1974 ein Ortsteil von Delmenhorst.

Im Jahr 1978 konnte ein großes Bauprojekt in Delmenhorst abgeschlossen werden: Die Höherlegung der Eisenbahnlinie. Damit verbunden war nicht nur der Neubau des Bahnhofs, sondern auch der Ausbau der Nord-Süd-Tangente mit Stedinger Straße, Friedrich-Ebert-Allee und Hasporter Damm. Diese Veränderungen des Stadtbildes ermöglichten eine weitere schnelle Verkehrsanbindung. Während der Verkehr im restlichen Delmenhorst zunahm, wurde es in der Innenstadt ruhiger: 1972 wurde die Lange Straße zur Fußgängerzone umgewandelt.

1981 bis 2010

1981 meldete die Vereinigte Kammgarnspinnerei Konkurs an. Nach den Schließungen der Jute-Spinnerei und der Hansa-Werke blieben die Deutschen Linoleum Werke (heute Gerflor DLW) als letztes der historischen Industrieunternehmen in der Stadt. Delmenhorst stand vor der Aufgabe, die entstandenen Brachflächen in der Stadt neu zu nutzen.

Seit 1986 entstand auf der Nordwolle ein neuer Stadtteil, dessen Wohnbebauung architektonischen Details der Industriegebäude aufgreift und somit modernes Wohnen und traditionelle Architektur verbindet. Zahlreiche Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Bildungseinrichtungen haben sich zudem in den modernisierten Industriebauten angesiedelt. Auf dem Gebiet der Jute-Spinnerei befindet sich mittlerweile ein Einkaufszentrum. Das brachliegende Hansa-Gelände wurde mit einem Nahversorgungszentrum und Wohnhäusern bebaut. Nach dem Abriss der 1994 stillgelegten Caspari-Kaserne im Jahr 2000 wird auch hier ein neuer Stadtteil gebaut: Das „Neue Deichhorst“.

1998 wurde mit dem Hanse-Wissenschaftskolleg am Lehmkuhlenbusch eine gemeinsame hochkarätige Forschungsstätte der Länder Bremen und Niedersachsen sowie der Stadt Delmenhorst gegründet.

Im Herbst 1998 stieg die Delme über die Ufer und bescherte der Innenstadt ein „Jahrhunderthochwasser“. Als Reaktion darauf entstand im Süden der Stadt ein großes Regenrückhaltebecken, das Hochwasser zukünftig verhindern soll.

2006 wurde Delmenhorst bundesweite Aufmerksamkeit zuteil, als ein rechtsextremer Anwalt das „Hotel am Stadtpark“ in direkter Nachbarschaft zum Rathaus kaufen und in ein rechtes Schulungszentrum verwandeln wollte. Mit Demonstrationen und Spenden in Höhe von knapp einer Million Euro wehrten sich die Delmenhorster gegen den Verkauf. Im Dezember 2006 siegten die Stadtverwaltung und die Bürger schließlich im Kampf um das Hotel und erwarben das Gebäude. Das in seiner Bausubstanz geschädigte Hotel verschwand im März 2009 aus dem Stadtbild.

2011 bis heute

2011 hat Delmenhorst ein neues Schwimmbad bekommen: Die „GraftTherme“ hat das „Delfina“ an gleicher Stelle ersetzt.

Über Jahrzehnte existierten in Delmenhorst zwei Krankenhäuser. Das katholische St. Josef-Stift und das Klinikum Delmenhorst fusionierten 2015 zum Josef-Hospital Delmenhorst. Nach drohender Insolvenz übernahm die Stadt die Krankenhausgesellschaft komplett. Als Standort für einen Neubau wurde das Gelände des Klinikums an der Wildeshauser Straße festgelegt. Bis 2026 entsteht dort ein hochmoderner Klinik-Neubau.

Teile des ehemaligen St.-Josef-Stifts wurden im September 2016 bei einem Großbrand zerstört. 2020 kaufte die Stadt die Immobilie und die dazugehörigen Grundstücke in der Innenstadt. Auch das Gebäude des ehemaligen Hertie-Kaufhauses und Teile des Wolleparks sind mittlerweile im Besitz der Stadt. Am Wollepark wurde die Entwicklung des neuen Quartiers „Wonnepark“ angeschoben, rund um das ehemalige Krankenhaus-Gelände ist das Marienviertel geplant und auch die östliche Innenstadt soll nach dem Hertie-Abriss ein neues Gesicht bekommen. Somit steht Delmenhorst in den 2020er-Jahren vor dem größten städtebaulichen Wandel seit der Jahrtausendwende.

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