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650 Jahre Stadtrechte - Historie

Delmenhorst feiert 650 Jahre Stadt!

Am 15. Juni 1371 wurde Delmenhorst das Stadtrecht nach Bremer Vorbild verliehen.

Hier findet sich ein kurzer Blick in die Stadtgeschichte.

Historischer Abriss zur Stadtgeschichte von Delmenhorst

Burgbau und Stadtrecht

Der Ursprung der Stadt Delmenhorst resultiert aus der Existenz einer Burg, die etwa um 1247 an Stelle eines Gehöftes mit dem Namen „De Horst“ errichtet wird. Diese liegt an dem Fluss „Delme“, weshalb die Festung „Delmenhorst“ genannt wird. Um die gut befestigte Wasserburg herum entsteht eine kleine Siedlung, die in ihrem Schatten Schutz sucht.

Bewohnt wird die Burg von einem Zweig der Oldenburger Grafenfamilie. Die Siedlung Delmenhorst, erstmals 1254 urkundlich erwähnt, erhält am 15. Juni 1371 das Stadtprivileg und genießt fortan die urkundlich verbrieften Rechte.

1439 wird die Stadt erstmals von der Pest heimgesucht. Einige Jahre später wird die St. Polykarpus Gilde gegründet. Das Ziel der heute noch existierenden Gilde war die Versorgung von Angehörigen Pestkranker.

Der König von Dänemark und der Raubritter

Während Graf Christian von Oldenburg und Delmenhorst 1448 König von Dänemark wird, regiert sein Bruder Graf Gerhard, oder auch Gerd der Mutige, in Delmenhorst und geht als Raubritter in die Geschichte ein. Vor allem die Kaufleute der Hanse fürchten ihn. 1482 verliert er Burg und Stadt an den Bischof von Münster, der gleichzeitig Erzbischof von Bremen ist.

1543 hält die Reformation in Delmenhorst Einzug. Vier Jahre später verlieren die Münsteraner Delmenhorst durch einen nächtlichen Überfall wieder an die Oldenburger. Nun regiert hier Graf Anton I. von Oldenburg.

Unter Anton II. wird Delmenhorst wieder Regierungssitz der Grafen von Delmenhorst.

1619 stirbt Anton II., und seine Witwe Sibylla Elisabeth übernimmt in der schweren Zeit des 30-jährigen Krieges die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Christian. Sie lässt eine Pestordnung verfassen, nach der es den Delmenhorstern nicht erlaubt ist, die Stadt Bremen aufzusuchen, in der die Pest wütet. Wer sich trotzdem dorthin begibt, muss mit sechs Wochen Quarantäne rechnen.

Graf Christian IX. übernimmt die Regentschaft 1633. Er stirbt jedoch 14 Jahre später bei einem Reitunfall, und die Herrschaft fällt nun an Graf Anton Günther von Oldenburg. Dieser wiederum stirbt 20 Jahre später ohne Erben, wodurch Delmenhorst an Dänemark fällt.

Das Ende der Burg

Aus Kostengründen verfügt der dänische König 1711, dass die Delmenhorster Schlossanlage geschleift wird. Übrig bleibt der „Blaue Turm“ der noch bis 1787 steht. Er ziert das Stadtwappen.

Der Provincial Medicus Dr. Ernst Oppermann setzt sich um 1800 für die Schaffung eines „Lustholzes mit Spazierweg“ ein, den heutigen Tiergarten Delmenhorst.

Die erste Buchdruckerei wird 1804 in Delmenhorst gegründet - die Wochenschrift „Der gemeine Ausrufer“ gehört zu den frühen Druckerzeugnissen.

"Canton Delmenhorst"

Im Zuge der napoleonischen Feldzüge wird Delmenhorst französisch. Zusammen mit einigen Nachbargemeinden bildet die Stadt nun ein „Canton Delmenhorst“.

1813 entsteht das „Gasthaus bey Heinrich Fitger“. Der Wirt Heinrich Fitger ist außerdem Postverwalter und Ratsherr. In seiner Stube versammeln sich die Menschen, um die neuesten Nachrichten zu erfahren.

1840 wird der Enkel von Heinrich Fitger, Arthur Fitger geboren, der später als Maler und Dichter über Delmenhorst hinaus bekannt wird und vor allem das Bremer Kulturleben prägt.

Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die vorindustrielle Massenproduktion zunächst von Zigarren, gefolgt von Korken. Diese erfolgt zumeist in Heimarbeit. Die ersten Vereine werden in dieser Zeit gegründet.

Der wichtigste Industriestandort im Nordwesten

1867 wird die Eisenbahnlinie Bremen-Oldenburg eingeweiht. Der Bahnanschluss von Delmenhorst begünstigt die Entstehung verschiedener Industriebetriebe, angefangen mit der Jutespinnerei 1870.

Ein weiterer Grund für die Ansiedlungen ist die Tatsache, dass Bremen bis 1888 nicht dem Zollverein angehört. Insbesondere von Bremer Unternehmern gegründete Betriebe, wie die Jute, die Linoleumwerke und die Nordwolle, können hier deshalb deutlich günstiger produzieren als in der Hansestadt. Dadurch wird aus der Ackerbürgerstadt Delmenhorst innerhalb weniger Jahre der wichtigste Industriestandort im Nordwesten des Deutschen Reiches. Die Belegschaft der Fabriken wird vor allem in Osteuropa angeworben.

Vor dem Ersten Weltkrieg leben in der Stadt an der Delme mehr als 23.000 Menschen. 1885 werden die ersten Fernsprechanlagen und die öffentliche Beleuchtung durch Gaslaternen in Betrieb genommen. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wird das erste Elektrizitätswerk gegründet. Etwa zeitgleich entsteht das erste Wasserwerk.

Stadt erster Klasse

1901 wird Erich Koch-Weser Bürgermeister. Unter ihm wird Delmenhorst zwei Jahre später „Stadt erster Klasse“ und damit kreisfrei. Für die Erreichung dieses Status ist unter anderem eine Bevölkerungszahl von 20.000 Bewohnern nötig.

Koch-Weser initiiert außerdem den Bau des neuen Rathauses, der nach den Entwürfen des Architekten Heinz Stoffregen ausgeführt wird. Das 1914 fertiggestellte Gebäude ist ein überregional bedeutendes Beispiel der Reformarchitektur und steht für die Modernität der Stadt.

1903 wird „Der rote Dom des Nordens“, Sankt-Marien Delmenhorst, geweiht. Die im Zuge der Arbeitsmigration in Delmenhorst eintreffenden Menschen sind vor allem katholischen Glaubens und finden hier nun spirituell eine Heimat.

Der motorisierte Verkehr kommt ins Rollen

Bald nach 1900 beginnt mit neun Motorrädern und zwei Personenkraftwagen der motorisierte Verkehr in Delmenhorst. Ab 1909 werden in der Wagenfabrik Tönjes unter anderem für die Firma Hansa in Varel Automobilkarosserien gefertigt. Nach dem Konkurs des Unternehmens werden die Werkshallen an der Ludwig-Kaufmann-Straße von den Otwi-Werken mit ihrer rund 2.000-köpfigen Belegschaft genutzt, die dort Munition fertigt.

Im Jahre 1928 wird das Städtische Krankenhaus an der Wildeshauser Straße eröffnet. Der Entwurf für das Gebäude stammt von dem bedeutenden Architekten Fritz Höger, der damit für Delmenhorst ein Highlight des Backsteinexpressionismus schafft.

Nordwolle-Konkurs und deutschlandweite Wirtschaftskrise

Der Konkurs der Nordwolle ist Mit-Auslöser der 1931 einsetzenden deutschlandweiten Wirtschaftskrise. Die Hausbank des Unternehmens, die Danat-Bank, ist ebenfalls bankrott. Auch die Jute schließt nun vorübergehend. Der Konzern NW&K wird in stark verkleinerter Form weitergeführt. Die Dresdner Bank ist nun Hauptaktionär.

1935 wird Delmenhorst Garnisonsstadt. Es entstehen Kasernen an der Wildeshauser Straße und ein Militärflugplatz in Adelheide.

In der ehemaligen Delmenhorster Margarinefabrik in Hoykenkamp wird der weltweit erste in Serie produzierte Hubschrauber von Focke und Achgelis, der FA 223, entwickelt.

Die NS-Zeit hinterlässt ihre Spuren

1938 wird in der Nacht zum 10. November von der SS die Synagoge angesteckt.

Durch den Zweiten Weltkrieg werden 128 Gebäude weitgehend zerstört sowie eine Kirche, drei Schulen und drei Fabriken stark beschädigt. 79 Personen der Stadtbevölkerung kommen durch den Krieg ums Leben.

Mit schottischen Soldaten kommt am 20. April das Kriegsende nach Delmenhorst.

Neubeginn nach dem Krieg

Flucht und Vertreibung bringen fast 18.000 Menschen in die Stadt an der Delme, die nach der NS-Zeit an ihre Industriegeschichte anknüpft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es in Delmenhorst rund 100 Industriebetriebe mit etwa 6.000 Beschäftigten. Wolle, Jute und Linoleumwerke sind zu dieser Zeit die bedeutendsten Industrieunternehmen. Die Metall- und Nahrungsmittelindustrien entwickeln sich gut, Textilunternehmen wie delmod agieren europaweit, und zusammen mit Lohne ist Delmenhorst immer noch das Zentrum der Korkverarbeitung in Deutschland. 1965 ist Delmenhorst wieder der größte Industriestandort im Bereich der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer.

NW&K, Jute und Linoleumwerke benötigen im Zuge des Wirtschaftswunders mehr Arbeiterinnen und Arbeiter. Die kommen nun vor allem aus Griechenland, Spanien und der Türkei.

Ausdruck der prosperierenden Wirtschaft Anfang der 1970er-Jahre sind die Errichtung des City-Centers, des Wollepark-Komplexes der Neuen Heimat und im Zuge der Hochlegung der Bahntrasse der Bau eines neuen Bahnhofs. In dem historischen Gebäude „Haus Coburg“ wird die Städtische Galerie Delmenhorst gegründet.

Die Stadt bleibt kreisfrei

Nachdem die Kreisfreiheit in Gefahr geraten ist, können die Delmenhorster 1977/78 aufatmen. Die geplante Integration der Stadt in den Landkreis Wesermarsch wird durch Bürgerinitiativen in Kooperation mit städtischen Institutionen verhindert.

Durch die Globalisierung verschwindet während der 1980er-Jahre allmählich die Bedeutung der Industrie in Delmenhorst. Die Stadt bleibt einziger Standort der Linoleumproduktion in Deutschland.

Vorbildlich ist die Konversion des Nordwolle-Areals in den 1980er- und 1990er-Jahren. 1996 werden dort das Fabrikmuseum und ein Jahr später das Stadtmuseum eröffnet. Delmenhorst profitiert bei der Umnutzung des Geländes davon, Außenstandort der EXPO 2000 Hannover zu sein.

Als gemeinsames Projekt der Städte Oldenburg, Delmenhorst und Bremen wird 1997 das Hanse-Wissenschaftskolleg eingerichtet.

1998 überschwemmt ein Hochwasser weite Teile der Stadt. Auch das Rathaus ist betroffen.

Abwehrkampf gegen Neonazis und Integration von Flüchtlingen

Im Sommer 2006 wird der Versuch, aus dem alten Hotel am Stadtpark ein Schulungszentrum für Neonazis zu machen, von der Delmenhorster Stadtgesellschaft verhindert. In einer Initiative, die bundesweites Aufsehen erregt, werden fast eine Million Euro gesammelt, um die Stadt beim Kauf des Gebäudes zu unterstützen, das anschließend abgerissen wird.

In den Jahren 2015 und 2016 nimmt Delmenhorst etwa 1500 geflüchtete Menschen aus Krisengebieten auf. Durch die Zusammenarbeit zahlreicher Institutionen und ehrenamtlicher Helfer wird die Situation so gut gemeistert, dass der Umgang damit überregional als beispielhaft angesehen wird.

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