Pressemitteilung – 22. Oktober 2024
„Kunstpreis Delmenhorst“: Gewinner stehen fest
Das Haus Coburg vergibt den „Kunstpreis Delmenhorst“ an Tomás Maglione, Vanessa Amoah Opoku und Fynn Ribbeck. Die drei Geehrten dürfen sich auf eine gemeinsame Ausstellung, die im Juni 2025 in der Städtischen Galerie Delmenhorst eröffnet und mit einem Katalog begleitet wird, sowie ein Preisgeld von jeweils 5.000 Euro freuen.
Ende September traf sich eine fünfköpfige Auswahljury im Haus Coburg, um aus der Liste der Nominierten die Preisträgerin und die beiden Preisträger festzulegen. Zu dieser Fachjury gehörten Jennifer Chert (Galerie „ChertLüdde“, Berlin), Matilda Felix (Städtische Galerie Delmenhorst), Christoph Platz-Gallus (Kunstverein Hannover), Edit Molnár (Edith-Russ-Haus, Oldenburg) und András Siebold (Kampnagel, Hamburg). Die Vorschlagsjury setzte sich aus Kathrin Bentele (Kunstverein Düsseldorf), Carina Bukuts und Liberty Adrien (Portikus, Frankfurt am Main), Gürsoy Doğtaş (Kunsthistoriker und Kurator, Berlin), Susanne Keichel (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig) und Chus Martínez (Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel) zusammen.
Tomás Maglione (geboren 1985, Abschluss an der Städelschule Frankfurt am Main im Jahr 2023) arbeitet gattungsübergreifend mit Skulptur, Zeichnung, Fotografie und im Schwerpunkt mit Video. Thematisch konzentrieren sich seine Werke auf urbane Situationen, die im Alltag unsichtbar bleiben. Das kann ein schmaler Lichtstreifen sein, der zwischen mehrspurigen Autobahnen eine Nische findet, oder eine eingeschworene Community von sogenannten Planespottern, die ihre Freizeit in der Nähe von Flughäfen verbringen. Die Jury beeindruckten seine visuelle Poesie und der feinsinnige Humor, mit denen Maglione diese Phänomene ins Bild und zugleich in einen gesellschaftlichen Kontext setzt.
In ihrer interdisziplinären Praxis arbeitet Vanessa Amoah Opoku (geboren 1992, Abschluss an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig im Jahr 2021) mit Animation, 3D-Scans, künstlicher Intelligenz, Skulptur, Performance und Klang. Ein wichtiges Element ihrer Arbeit sind mit dem Smartphone hergestellte 3D-Punktwolkenscans, mit denen sie Orte und Objekte erfasst und in eine digitale Ästhetik transformiert. Migration, diasporische Erfahrungen, marginalisierte Geschichten und postkoloniales Denken bilden inhaltliche Schwerpunkte von Opokus Arbeit. Sowohl das erzählerische Potenzial ihrer digitalen Welt-Entwürfe also auch ihre kluge Kritik an fortschreitender Technologisierung überzeugten die Jury.
Im Zentrum der Arbeit von Fynn Ribbecks (geboren 1995, Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf im Jahr 2021) stehen atmosphärische Videoerzählungen und Skulpturen, in denen historische Archivbilder durch digitale Bearbeitung ein Eigenleben entwickeln. Seine Videos greifen Ereignisse wie den Deutschen Herbst auf und arrangieren gefundenes Bildmaterial neu. Die Jury würdigt, wie gekonnt Ribbeck das Analoge und Digitale verwebt. Er lässt traumartige Assoziationsräume entstehen, in denen vertraute Elemente in neuen Narrativen auftauchen, und stellt emotionale Beziehungen zwischen Geschichte und Gegenwart her.
Mit dem „Kunstpreis Delmenhorst“, der 2025 zum ersten Mal verliehen und fortan alle zwei Jahre vergeben wird, zeichnet die Städtische Galerie Delmenhorst Absolventinnen und Absolventen von Kunsthochschulen im deutschsprachigen Raum aus. Das Gesamtvolumen für den Kunstpreis beträgt 50.000 Euro. Der Allgemeinmediziner Calin Pirvu und die Von-der-Heyde-Cordes-Stiftung stellen jeweils 20.000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Delmenhorst und der Freundeskreis Haus Coburg beteiligen sich mit jeweils 5.000 Euro.
Nr. 359|24 – Städtische Galerie Delmenhorst