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Pressemitteilung – 22. Mai 2023

Gretchenfragen: Feministische Perspektiven für die Zukunft

Um feministische Perspektiven für die Zukunft ging es bei der zweitägigen Bundeskonferenz der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Leipzig, dem Gründungsort der deutschen Frauenbewegung. Aus Delmenhorst hat Darja Petrosjan, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung Delmenhorst, teilgenommen.

Insgesamt waren fast 500 Teilnehmende aus ganz Deutschland dabei. Sie haben Gretchenfragen, als unbequem empfundene Gewissensfragen, die eine Positionierung zu Kernthemen verlangen, gestellt und gemeinsam diskutiert.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten fordert die Politik in Bund und Ländern auf, Antworten auf dringende Gretchenfragen zu geben und entsprechende Gesetze zu verabschieden.

Die Gretchenfragen:

  • Gretchenfrage häusliche Gewalt: 3,8 Milliarden Euro zahlt die Gesellschaft im Jahr für die Folgen von häuslicher Gewalt. Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet. Nicht zu beziffern ist das Leid, das häusliche Gewalt bei Frauen und Kindern verursacht. Deutschland hat die Istanbul-Konvention unterzeichnet, die konkrete Umsetzung läuft jedoch schleppend. Es braucht mehr Geld für Täterarbeit und Präventionsprojekte für Jungen. Es braucht Strukturen für besonders verletzliche Gruppen, wie Trans- und Interpersonen. „Frauenschutzhäuser brauchen bundesweit eine verlässliche und nachhaltige Finanzierung“, macht Darja Petrosjan deutlich.
  • Gretchenfrage politische Teilhabe: Etwa ein Drittel der Bundestagsabgeordneten sind weiblich, der Anteil der Bürgermeisterinnen beträgt nur 11,7 Prozent. Nur durch Parität können die Belange von Frauen wirklich gesehen werden. „Auch in der Kommunalpolitik ist der Frauenanteil viel zu niedrig. Ich wünsche mir, dass mehr Frauen auf sicheren Listenplätzen aufgestellt werden“, so Gleichstellungsbeauftragte Petrosjan.
  • Gretchenfrage Gesundheit: Immer mehr Geburtsabteilungen werden geschlossen. Schwangere müssen gerade in ländlichen Regionen lange Wege in Kauf nehmen, werden abgewiesen, wenn Kreißsäle belegt sind. Es braucht eine wohnortnahe Versorgung für Schwangere. Noch immer kann ein Schwangerschaftsabbruch laut Paragraf 218 Strafgesetzbuch mit Gefängnisstrafe geahndet werden und immer weniger Ärztinnen und Ärzte können einen Abbruch vornehmen. Methoden für Schwangerschaftsabbrüche müssen im Medizinstudium gelehrt werden.
  • Gretchenfrage Alleinerziehende: Alleinerziehende sind fünfmal häufiger von Armut betroffen als Zwei-Eltern-Familien. Der Anteil der Frauen unter den Alleinerziehenden liegt bei 88 Prozent. Durch eine steuerliche Entlastung und sichere Kinderbetreuung könnte die finanzielle Situation Alleinerziehender verbessert werden.

Entsprechende Anträge an die Bundesregierung haben die Teilnehmenden der Bundeskonferenz verabschiedet.

„Von diesen Themen und Herausforderungen sind auch Delmenhorsterinnen und Delmenhorster betroffen“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Darja Petrosjan. „Ich freue mich über die Möglichkeit des Austausches mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland ebenso wie über die gesetzten Ziele in Form von formulierten Forderungen an die Bundespolitik, denen diese nachgehen muss.


Nr. 172|23 – Gleichstellungsstelle der Stadt Delmenhorst

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