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Pressemitteilung – 19. September 2022

Verschollene Urkunde an Landesarchiv überreicht

Beim Festakt zum 650-jährigen Stadtrechtejubiläum gehörte Dr. Kerstin Rahn, Leiterin der Abteilung Oldenburg des Niedersächsischen Landesarchivs, zu den geladenen Gästen. Eine gute Gelegenheit, auch einen Blick in das Delmenhorster Stadtarchiv zu werfen. Das Stadtarchiv wartete mit einer kleinen Überraschung auf: Eine Pergamenturkunde aus dem Jahre 1440 konnte dem Landesarchiv, wo die Urkunde seit einiger Zeit als verschollen galt, durch Oberbürgermeisterin Petra Gerlach zurückgegeben werden.

Im Rahmen von Sanierungs- und Räumarbeiten im Stadtarchiv wurde unter anderem der Nachlass des Heimatforschers Georg von Lindern neu bewertet. In einem Konvolut-Mäppchen, das entweder dem früheren Archivrat Grundig oder von Lindern zugeordnet werden kann, befanden sich Zeitungsausschnitte, Manuskripte und Notizen. Diese waren jedoch nicht mehr archivwürdig und wurden kassiert. Mit einer Ausnahme, denn dazwischen befand sich zufällig die Urkunde, vermutlich während der Forschungsarbeiten „hineingerutscht“.

„Die älteste Pergamenturkunde des Stadtarchivs ist auf das Jahr 1598 datiert. Sowohl Alter als auch der Erhaltungszustand des Fundstücks jedoch passten jedoch nicht ins Bild“, so Christoph Brunken, Leiter des Delmenhorster Stadtarchivs. Das Archiv – als älteste Abteilung der Stadt-(Verwaltung) – wäre auf einen Schlag über 150 Jahre älter gewesen als gedacht. Die Überlieferung im Stadtarchiv beginnt allerdings erst Mitte des 17. Jahrhunderts. Stadtbrände, wechselnde Herrschaften, Lagerungsbedingungen und Entfremdung von Archivgut haben dafür gesorgt, dass zu den ersten 300 Jahren Stadtgeschichte nichts mehr existiert.

Somit stieg bei Brunken die Skepsis, was die Zugehörigkeit der Urkunde angeht. Bald sollte sich der Verdacht bestätigen. Ein Blick in das Oldenburger Urkundenbuch, Band VII, Nr. 358 offenbarte neben dem beschreibenden Regest der Urkunde auch die Fundstelle: „OLA“ für „Oldenburgisches Landesarchiv“. Ein Anruf beim Niedersächsischen Landesarchiv in der Abteilung Oldenburg bestätigte die Vermutung: Die Urkunde wird dort seit einigen Jahrzehnten vermisst. „Ob die Urkunde für Forschungen erst ausgeliehen, dann vergessen oder wegen des Bezugs zu Delmenhorst ‚adoptiert‘ wurde, bleibt spekulativ. Wichtig ist, dass sie wieder der korrekten Provenienz zugehörig ist und das ist nun mal Oldenburg“, sagt Brunken. Er war selbst knapp zehn Jahre beim Landesarchiv in Oldenburg tätig und freut sich für die Kollegen: „Wenn Verschollenes wiedergefunden wird, bleibt das nicht ohne Freude, meist wird aufwendig recherchiert, jedoch nicht immer mit einem positiven Ergebnis.“

Inhaltlich behandelt die Urkunde die Klärung einer Wegstreitigkeit zwischen den Personen Hanneken und Ficken zu Aschhausen durch den Knappen und Drost zu Oldenburg und Delmenhorst, Diederich („Diderik“) Bardewisch und Jacob Schinheyde.


Nr. 318|22 – tif

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