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Pressemitteilung - 27. September 2019

Die einzige „sichere Stadt“ in Deutschland

Als einzige Stadt in Deutschland darf Delmenhorst sich eine „Safe Community“ nennen. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verliehene Titel zeichnet eine sichere Stadt hinsichtlich Unfall- und Verletzungsprävention aus.

Wie es dazu kam und was sich dahinter verbirgt, soll eine dreiteilige Information „Delmenhorst als Vorreiter in Sachen Unfallprävention“ in Form von Pressemitteilungen erklären. Teil 1 zeichnet einen Bogen von den Anfängen der Delmenhorster Unfallprävention bis heute. In Teil 2 geht es um Überschneidungen von absichtlichen und unabsichtlichen Verletzungen. Teil 3 beschäftigt sich mit Praxisbeispielen.

Die Entstehungsgeschichte der Delmenhorster „Safe Community“ reicht bis in das Jahr 1998 zurück. Der damalige Chefarzt der städtischen Kinderklinik, Dr. Johann Böhmann, gründete seinerzeit den Verein „Gesundheit im Kindesalter“ (GiK) mit dem Ziel, Netzwerke für mehr aktive und passive Sicherheit von Kindern in Kindertagesstätte und Schule zu bilden. Aus diesem Verein wiederum wurde der „Runde Tisch für Unfallprävention im Kindesalter“ mit rund 20 bis 30 Institutionen initiiert.

Die damalige Veröffentlichung von Unfallstatistiken war alarmierend: Jedes Jahr erleiden 15 von 100 Kindern in Deutschland mindestens eine behandlungsbedürftige Verletzung. Ab dem Alter von einem Lebensjahr sind Verletzungen laut einer wissenschaftlichen Studie von Dr. Böhmann die häufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen.

Vor diesem Hintergrund entstand ein Netzwerk zur Bündelung, Koordinierung und Entwicklung der Gesundheitsförderung. Der Runde Tisches unter der Schirmherrschaft der Stadt Delmenhorst sollte die Unfallprävention und Gesundheitsförderung innerhalb von kommunalen Behörden und Institutionen etablieren und aufeinander abstimmen.

Anfangs galt ein Arbeitsschwerpunkt der Sicherheit auf öffentlichen Spielplätzen. Eine Analyse von Unfalldaten ergab jedoch, dass auf Spielplätzen keine besondere Unfallhäufung festzustellen war – wohl aber im häuslichen Bereich. Der Runde Tisch verlagerte daraufhin seine Schwerpunkte und widmete sich verstärkt der Bewegungsförderung, unter anderem mit dem Projekt „Kinderwelt ist Bewegungswelt“ für Kinder, denen Schulsport und Leistungssport wenig Entfaltungsmöglichkeiten bieten.

2006 beschloss der Runde Tisch mit Unterstützung des Rates der Stadt, sich um die Aufnahme in das bei der WHO angesiedelte internationale Netzwerk „Safe Community“ zu bewerben. Das bedeutete eine Neuausrichtung des lokalen Netzwerkes. Laufende Projekte kamen auf den Prüfstand, mussten gebündelt oder erweitert werden.

Die WHO-Kriterien für die Anerkennung als „Safe Community“ waren und sind sehr hoch. So ist zum Beispiel eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe nötig, die Verantwortung für die Unfallprävention in der Kommune über-nimmt. Sämtliche kommunale Ebenen müssen bei der Lösung der Unfallproblematik einbezogen werden. Die Entwicklung besonders langfristig angelegter, nachhaltig wirkender Präventionsprogramme steht im Vordergrund. Sie sollen sich an der Lebenswelt orientieren, alle Geschlechter und Entwicklungsstufen einbeziehen und besonders auf Hochrisiko-Gruppen, wie Kleinstkinder, Menschen mit Migrationshintergrund und Seniorinnen und Senioren, zugeschnitten sein.

Darüber hinaus erwartet die WHO eine kontinuierliche Erfassung und Analyse von Kinderunfällen – und damit im Idealfall eine mögliche Überprüfung der Erfolge. Daher arbeitet eine Arbeitsgemeinschaft des Runden Tisches weiterhin an der europäischen Datenbank IDB (injury database; injury = Verletzung) mit.

Diese und weitere Bewerbungskriterien erfüllte der Runde Tisch Unfallprävention mit Bravour. 2011 verlieh das schwedische Karolinska Institutet der Stadt Delmenhorst die Plakette „Safe Community“ für fünf Jahre. 2017 bewarb sich die Stadt erneut erfolgreich um das WHO-Prädikat.

Mittlerweile ist der Runde Tisch Unfallprävention in den Kommunalen Präventionsrat (KPR) eingegliedert. Die Aktivitäten der „Safe Community“ werden von einer Lenkungsgruppe gesteuert, der Oberbürgermeister, Bürgermeister, die Fachbereichsleitungen Gesundheit, Verbraucherschutz und Gefahrenabwehr sowie Jugend, Familie, Senioren und Soziales, der GiK-Vorsitzende und mittlerweile ehemalige Kinderklinik-Chefarzt Dr. Johann Böhmann sowie die Leitung des Runden Tischs angehören.

Die Umsetzung der WHO-Kriterien obliegt dem Runden Tisch Unfallprävention und den im Netzwerk organisierten Einrichtungen und Institutionen mit ihren sechs Arbeitsgruppen: Bewegungsförderung, häusliche Sicherheit, bauliche Umwelt und Verkehr, Unfall-Monitoring, Sozialpsychiatrie sowie Seniorinnen und Senioren. „Safe Community“ bildet die Klammer um all diese Aktivitäten.

Nr. 416|19 - msr

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