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Pressemitteilung - 16. August 2019

„Fenstermalerei“ in der Städtischen Galerie Delmenhorst

„Fenstermalerei“ ist ab dem 30. August in der Städtischen Galerie Delmenhorst zu sehen. Das eigens für das Haus Coburg entwickelte Ausstellungsprojekt des norwegischen Shooting-Stars Fredrik Værslev wird an dem Freitagabend um 20 Uhr eröffnet.

Mit seinen großformatigen Werken erforscht der Norweger Fredrik Værslev (* 1979 in Drøbak), was Malerei aushalten kann. Im konkreten Sinne setzt er seine Leinwände diversen Behandlungen, dabei auch dem Einfluss von Wind und Wetter aus. Sie reifen im Garten, er kellert sie ein, überlässt sie Kollaborateuren – seinem Hund, seiner Mutter, seinen Künstlerfreunden. Traditionelle und industrielle Verfahren kommen zum Einsatz, dabei auch Gerätschaften, die der Künstler in Alltagszusammenhängen entdeckt. Heraus kommen Werkserien, die ihren Entstehungsprozess er-ahnen lassen und einen feinsinnigen Ortsbezug sichtbar machen.

Im übertragenen Sinne werfen sie die Frage auf, was das Medium Malerei im Übergang zur Architektur, zum Interieur und zum Grafikdesign sein kann. Während in der Kunst permanent über Konzepte der Entgrenzung diskutiert wird, hat die Malerei, der längst ein zäher Nimbus von Marktaffinität und Konservatismus anhängt, einen schweren Stand.

Mit seiner internationalen Ausstellungspraxis, in seiner Rolle als Professor für Konzeptuelle Malerei an der Malmö Art Academy und als Absolvent der Frankfurter Städelschule ist sich Fredrik Værslev dieses Diskurses bewusst. Er kennt seine kunsthistorischen Bezugsfelder und wendet sich im Schwindel der Diskurshöhe liebend gerne dem Unmittelbaren, dem häuslichen Leben zu.

Wachen Auges inspiziert er die Grundkonstanten des behausten Lebens – Wände, Fußböden, Stoffe, Regale, Markisen. Er schöpft aus kindlichen Prägungen, aus der Ästhetik ländlicher und vorstädtischer Heimeligkeit und der für sie massenhaft produzierten Home Accessories. Fredrik Værslev schaut überall dorthin, wo sich Malerei hartnäckig hält, wo sie nicht nur diskutiert, sondern akzeptiert und geliebt wird.

Die Ausstellung „Fenstermalerei“, die Fredrik Værslev präzise für die Räume der Städtischen Galerie Delmenhorst, Haus Coburg, entwickelt hat, hält, was ihr Titel verspricht: Die mächtigen, markanten Sprossenfenster der großbürgerlichen Coburg’schen Villa haben es dem Norweger angetan. In Größe und Proportion in akribischer Tischlerarbeit nachgebaut, werden sind zu facettierten Rahmen seiner Gemälde. Sie werden zu wunderbaren Bilderfindungsmaschinen, die die alte Metapher vom Fenster als Bild zur Diskussion stellen und mit einer präzisen, spatialen Hängung die noch sichtbare oder auch verdeckte Heinz-Stoffregen-Architektur des Hauses Coburg neu sehen lehrt.

Die Remise der Städtischen Galerie Delmenhorst wird derweil zu einer Malwerkstatt für Kinder. Eine 16 Meter lange, aus 640 Teilen bestehende Collage wird dort als partizipative Berserkerarbeit installiert. Sie holt das raumgreifende Gemälde „Sunset“, das Fredrik Værslev 2016 für die Bergen International Festival Exhibition geschaffen hat, in ein Pop-Up-Atelier, in dem vom Stencil bis zur Leinwand experimentell gemalt werden kann.

Fredrik Værslev lebt und arbeitet in Vestfossen/Norwegen. Mit großen Einzelausstellungen war er unter anderem zu Gast im Astrup Fearnley Museum, Oslo, Norwegen (2018); in der Kunst Halle Sankt Gallen (2017); in der Bergen Kunsthall, Bergen, Norwegen (2016); in der Kunsthal Aarhus, Aarhus, Dänemark (2016); in Le Consortium, Dijon, Frankreich (2016); im Museo Marino Marini, Florenz, Italien (2015); im Centre d ́art contemporain – Passerelle, Brest, Frankreich (2015); in The Power Station, Dallas, USA (2014); in der Lumiar Cité, Lissabon, Portugal (2014); in der Indipendenza, Rom, Italien (2012) und beim Front Desk Apparatus, New York, USA (2012). Fredrik Værslev ist mit seinen Werken in wichtigen Sammlungen vertreten, unter anderem Centre Georges Pompidou Paris und Moderna Museet in Stockholm.

Die Ausstellung wird großzügig vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, von der EWE Stiftung, von der Wehrhahn GmbH, vom Office for Contemporary Art Norway (OCA), von der Norwegischen Botschaft und vom Freundeskreis Haus Coburg unterstützt.


Nr. 338|19 - Städtische Galerie Delmenhorst

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