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Pressemitteilung - 14. März 2017

Der helle Wahnsinn – Geistige Irrwege im Lichte des Films

Zu einer Kurzfilmpremiere und einem Vortrag über die ästhetische Dimension psychischer Störungen im Film lädt die Städtische Galerie Delmenhorst am Donnerstag, 16. März, um 19 Uhr ein. Tobias Dietrich, Promovend an der Universität Bremen, führt anhand des Kurzfilms „Mother is God“ (2013) im Rahmen der aktuellen Ausstellungen „Veit Laurent Kurz. Kräutergasse“ und „Stefan Tcherepnin & Veit Laurent Kurz“ ins Thema seiner Doktorarbeit ein. Der Eintritt kostet fünf Euro.

Die mit Schläuchen verbundenen Werke von Veit Laurent Kurz stellen visuelle Fallen: Pflanzen sprießen aus dem Parkettboden, grimassierende Koboldwesen liegen in Ketten und Nebel steigt im Dunkel auf. Eine Szene, die einem Horror- oder Science-Fiction-Film ebenso entsprungen sein könnte wie einer bildgewordenen Wahnvorstellung. Die Nähe von Kunst und Wahnsinn wurde bereits vielfach in der Kunst- und Filmgeschichte diskutiert – nicht ohne Grund lässt sich auf den gemeinsamen historischen Entstehungszeitpunkt von Film und Psychoanalyse verweisen.

Auch die Videoarbeiten von Stefan Tcherepnin in der Remise widmen sich entlang einer dokumentarischen Beobachtung eines imposanten „Krümelmonsters“ den Themen der Einsamkeit und der Unmöglichkeit sozialer Interaktion. Dabei arbeitet der Künstler mit Mitteln der Farbverfremdung, der Überlagerung von Bildern und der intensiven Einbindung von sphärischen Klangcollagen. Verfremdetes und Vertrautes verbindet sich in den Videoarbeiten zu vieldeutigen Szenarios, die die Wahrnehmung auf die Probe stellen.

Diese künstlerischen Arbeiten sind Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung von Film und psychischen Störungen, die Tobias Dietrich zum Thema seiner Doktorarbeit gemacht hat. Der Promovend am Institut für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik der Universität Bremen lernte als Jurymitglied beim schottischen Mental Health Arts and Film Festival den Kurzfilm „Mother is God“ (Gewinnerin in der Kategorie „Best Experimental Documentary“, 2015) kennen. In diesem findet die Regisseurin Maria Bäck bedächtige, poetische Bilder für die bipolare Störung ihrer Mutter. Sie macht aber keinen Film über ihre Mutter, sondern mit ihr und so lebt der Film von deren kreativen Auswüchsen. Die schwedische Filmemacherin stellt mithilfe dieser Arbeitsweise Theorien über die Sprache von Pflanzen auf, über Eulen als Wächter vor dem Bösen oder über eine Möglichkeit, Terroristen zu bekämpfen, wenn man nur genug Bananen isst.

Im Anschluss ans Screening von „Mother is God“ dient der Film als gemeinsamer Ausgangspunkt für Fragen und Beobachtungen zu der Verbildlichung von Wahnzuständen und psychischen Erkrankungen. Tobias Dietrich berichtet darüber hinaus anschaulich aus seiner aktuellen Forschung.

  • Termin:
    Donnerstag, 16. März 2017, 19 Uhr,
    Städtische Galerie Delmenhorst, Fischstraße 30

Nr. 120/17 - Städtische Galerie Delmenhorst

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