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Pressemitteilung - 9. Juni 2016

Neue Ausstellung in Städtischer Galerie Delmenhorst

Die Städtische Galerie Delmenhorst eröffnet am Freitag, 17. Juni, 20 Uhr, eine neue Ausstellung unter dem Titel „DRIFT“, die bislang in Deutschland noch kaum bekannte Videoarbeiten von Alex Hubbard (1975 in Toledo/Oregon geboren), opulente Malerei und Installation von Alisa Margolis (1975 in Kiew/Ukraine geboren) sowie still explodierende Collagen und Modelle von Diana Sirianni (1982 in Rom/Italien geboren) zusammenführt.

Geht es bei allen drei Ansätzen um Malerei – um Möglichkeiten ihrer Regeneration – so zeigt „DRIFT“ eine Variationsbreite, die von leichtfüßig über erhaben bis humorvoll reicht. Dabei werden Diana Sirianni und Alisa Margolis neue, speziell auf die Räumlichkeiten der Städtischen Galerie Delmenhorst zugeschnittene Projekte entwickeln. Die Kunstgeschichte ist als inspirierender Nährboden aller drei Positionen deutlich spürbar. Zugleich werden in den gezeigten Werken die Erfahrung des digitalen Raums mit seinen unendlichen bildgebenden Dimensionen und der physisch erfahrbare Realraum überblendet.

Diana Sirianni kombiniert in ihren Installationen die Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung mit der Wahrnehmung historischer und gegenwärtiger Räume. Was entsteht, sind rhizomatische Rauminstallationen: Malerisch gedachte Collagen aus großen und winzig kleinen Teilen von Fotografien, Holz- und Metallstücken, Plexiglaselementen. Sie schweben im Raum, fixiert an nahezu unsichtbaren Nylonfäden. Unzählige Einzelteile, die im Moment explosionsartigen Auseinanderdriftens in plötzlichem Stillstand zu verharren scheinen. Gespeist wird die Arbeit aus eigens aufgenommenen Fotografien der Coburgschen Innenräume. Zudem arbeitet die Künstlerin mit Fotofragmenten, die wie Gedächtnis-Fähren Momente anderer Ausstellungsorte mit sich führen. Diese wiederum verbindet sie mit der Komplexität der barocken Raumauffassung: „Ich finde den Barock stilistisch besonders relevant in seiner Fähigkeit, etwas über unsere Gegenwart zu sagen: Dynamik, Exzess, Verschmelzung der Kunstgattungen ineinander, Theatralik, Illusionismus, Polyperspektivität und natürlich die changierende Grenze zwischen Kunst und Leben“, schreibt Sirianni.

Ganz ähnlich äußert sich Alisa Margolis, deren Malerei jedoch weit mehr die düstere, der Vergänglichkeit und dem Tod zugewandte Seite des Barocks transferiert. Ist sie mit ihren Arbeiten auf der Suche nach dem, was das „heutige Erhabene“ sein kann, bezieht sie sich auf die Lichtdramaturgie des Barock genauso wie die Choreographie von Rockkonzerten und die in Horrorfilmen eingesetzten Spezialeffekte. Sie kombiniert in ihrer Malerei altmeisterliche Maltechniken, die zum Beispiel von Blumenstillleben des 17. Jahrhunderts inspiriert sind, mit der Eigendynamik des malerischen Prozesses, mit Drippings und Farbverläufen, die den Bildraum mit Glanzpunkten und Farblichtern durchbrechen. Es ist, als würde Margolis ihre Vor-Bilder überdehnend strapazieren und überzeichnen, als würde sie austesten und untersuchen, inwiefern sie es vermögen, zum einen den Betrachter emotional zu treffen und zum anderen eine wie auch immer geartete Bedeutung an sich zu ziehen.

Alex Hubbard kombiniert in seiner Arbeit Performance, Malerei und Video. Im Zusammenspiel mit den Arbeiten von Margolis und Sirianni werden ausgewählte Videoarbeiten des Amerikaners zu sehen sein. In ihnen arbeitet Hubbard mit einer von oben aufgenommen Bildebene, die ohne Unterlass von starkfarbigen, vagabundierenden Dingen, von allerlei Treibgut wie Farbe, Glas, Holz, Klebstoff, Tapete, Werkzeug, Alltagsutensilien usw. durchzogen wird. Alles ist in ständiger Bewegung, eilig und rastlos. Schlag auf Schlag erscheinen Dinge und Materialien. Sie kippen um, sie erscheinen und verschwinden, werden überdeckt und zugebaut, sie zerbrechen, zerbröseln, krachen zusammen, sie werden verschoben, driften, gleiten weg, hüpfen, kreiseln, sie werden übergossen und bekleckert. Referenzen an das Action Painting klingen an. Mit jeder seiner Videoarbeiten schafft Hubbard eine Metapher für die Entstehung und Wahrnehmung von Malerei.


Nr. 285/16 - Städtische Galerie Delmenhorst

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