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Bedeutendste Auszeichnung der Stadt

Feierstunde für neue Ehrenbürgerin Käthe Stüve

„Ich habe immer das Glück gehabt, Menschen zu treffen, mit denen sich etwas auf die Beine stellen ließ.“ Auch in ihrer Dankesrede zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Delmenhorst betonte Käthe Stüve diese Leitlinie ihres jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements: Vieles könne man nur gemeinsam und überparteilich schaffen.

Für ihren aber doch außerordentlichen Anteil wurde die neue Ehrenbürgerin am Donnerstag, 15. Juli, in einer Feierstunde mit geladenen Gästen in der Turbinenhalle auf dem Nordwolle-Gelände gewürdigt. „Du hast es verdient“, sagte Oberbürgermeister Axel Jahnz in seiner Laudatio. Angesichts des Ortes ging er unter anderem auf Stüves Einsatz für den Erhalt und die neue Nutzung des einstigen Industrie-Areals und auf ihre Rolle bei der Gründung zunächst des Fabrikmuseums und später auch des Stadtmuseums ein.

Die Kultur war auch einer der Schwerpunkte von Stüves Arbeit im Rat der Stadt, dem sie über vier Wahlperioden hinweg von 1981 bis 2001 angehörte. Daneben kümmerte sie sich politisch um viele weitere Bereiche, insbesondere Soziales und Sport. Der Sport war zugleich ebenso wie die katholische Kirche eine der Wurzeln ihres ehrenamtlichen Engagements, das mit der Zeit aber immer mehr Themen und Institutionen umfasste – vom Freundeskreis der städtischen Musikschule über den Verein für das Schullandheim „Große Höhe“ bis zum Förderverein der Delmenhorster Feuerwehren.

Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist Käthe Stüve aber auch durch die fast 7.000 Gratulations-Besuche bei Alters- und Ehejubilaren bekannt, die sie im Namen der Stadt Delmenhorst als Ratsfrau und später als Ehrenratsfrau absolvierte, „vital, gesprächsbereit, neugierig, zuhörend“, wie Jahnz sagte. Dabei von der Corona-Pandemie abrupt ausgebremst zu werden, sei der mittlerweile selbst schon 90-Jährigen schwergefallen: „Du wolltest so gern unterwegs sein, mit Menschen zu tun haben.“ Doch auch von den Einschränkungen habe sie sich nicht unterkriegen lassen. „Dass du den Menschen Mut machst“, strich der Oberbürgermeister deshalb noch einmal besonders heraus – „vorbildlich bist du sowieso“.

Die vielen Senioren-Besuche habe sie immer besonders gerne gemacht, bestätigte die Geehrte. Die Haltung, sich für andere Menschen einzusetzen, sei ihr wohl schon aus dem Elternhaus mitgegeben worden, blickte sie zurück. Aus der Kindheit und Jugend in Dinklage, wo sie neben einer Dreschmaschinenfabrik aufwuchs, sei auch das Interesse für die Nordwolle und „die traurigen Wolleaner“ erwachsen, denen sie in der Endphase der Fabrik begegnet sei.

Ein Detail ihrer Schilderungen ließ erkennen, wie sehr sich ganz verschiedene Facetten ihres ehrenamtlichen Engagements gegenseitig befruchteten: In Koldinghus, dem königlichen Schloss in Delmenhorsts dänischer Partnerstadt Kolding, der sie bis heute besonders verbunden ist, sei sie auf die Verbindung von Ruinenfragmenten und modernen Gebäudeelementen zu einem neuen Ganzen gestoßen. Die Anregung habe sie seinerzeit für die Gestaltung der Volkshochschule mitgebracht, wo nun tatsächlich Überreste des alten Nordwolle-Kesselhauses in den Bau integriert sind.

Ein Schlaglicht warf Stüve außerdem auf ihre politische Arbeit nicht nur in Delmenhorst, sondern auch in CDU-Gremien auf Landes- sowie Bundesebene. In ihren Schilderungen vom Kampf um die Mütterrente blitzten dabei sowohl der einstige Durchsetzungswillen als auch Schalk auf.

Trotz so mancher Fahrten nach Bonn oder Hannover lag der Mittelpunkt von Stüves Wirken aber immer in Delmenhorst, wohin sie 1953 mit ihrem Mann gezogen war und wo auch ihre vier Kinder geboren wurden. Ihr mittlerweile verstorbener Mann habe zwar „manchmal gemeckert, dass ich wieder unterwegs war, aber wenn’s drauf ankam, hat er mitgemacht“. Ihm und der ganzen Familie, zu der mittlerweile auch acht Enkel und fünf – demnächst sechs – Urenkel gehören, galt Stüves besonderer Dank. Daneben erinnerte sie aber auch an so manche Weggefährten, die sie in ihrem stolzen Alter bereits überlebt hat. „Ich hab’s nicht allein gemacht.“

Der Rat der Stadt Delmenhorst hatte am 5. Mai dieses Jahres beschlossen, der 90-Jährigen das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Das Ehrenbürgerrecht ist die bedeutendste Auszeichnung, die eine Stadt vergeben kann. In Delmenhorst ist es das erste Mal überhaupt, dass einer Frau diese besondere Ehre zuteilwurde. Seit 1928 wurden bislang sieben Männer zu Ehrenbürgern ernannt. Die Reihe ihrer Porträts im Rathaus wird nun in Kürze um Stüves Foto ergänzt, das bei der Feierstunde bereits präsentiert wurde.

16. Juli 2021

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Oberbürgermeister Axel Jahnz und Ehrenbürgerin Käthe Stüve
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