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Pressemitteilung - 8. November 2017

28. Jazzfest Delmenhorst

In wenigen Wochen startet das 28. Delmenhorster Jazzfest. Die Konzerte im Theater „Kleines Haus“ an der Max-Planck-Straße 4 sowie der Frühschoppen in der Markthalle versprechen besondere und innovative Hörerlebnisse.

Am Freitag, 24. November, wird es für Schulklassen ab 11.30 Uhr interessant, denn da heißt es Bach2School mit Jens Schöwings „Blue Note Bach“. Jazzmusiker lieben es, Melodien zu umspielen, sie zu bearbeiten, zu verfremden und darüber zu improvisieren. Während sich der Großteil aller Jazzmusiker mit der Interpretation amerikanischer Broadwayschlager beschäftigt, widmet sich die Band „Blue Note Bach“ Themen der europäischen klassischen Musik. Jens Schöwing und Matthias Entrup haben ein spezielles Konzertformat entwickelt, in dem sie dem Publikum gezielt die Möglichkeit geben, hinter die Kulissen ihrer Bearbeitung zu blicken.

Im Quartett mit dem Schlagzeuger Marc Prietzel und dem Bassisten Christian Frank spielt „Blue Note Bach“ ein moderiertes Konzert mit ausgewählten Titeln aus dem Repertoire der Band. Jeder Bearbeitung wird zunächst das Originalwerk durch Schüler aus dem Publikum vorangestellt, die sich intensiv darauf vorbereitet haben. Der Schwerpunkt liegt auf den Stücken von Johann Sebastian Bach, aber auch Beethoven und Debussy werden auf alte und neue Weise erklingen.

Jens Schöwings „Blue Note Bach“ wurde 2006 anlässlich einer Veranstaltung zur Bewerbung Bremens zur Kulturhauptstadt Europas gegründet. Seitdem spielte die Band zahlreiche Konzerte auf Festivals, wie auch in Jazzclubs und klassischen Konzertreihen. Interessierte Schulklassen können sich im KulturBüro anmelden.

Am selben Tag um 19.30 Uhr startet der erste Konzertabend mit besonderen Highlights.

Daniel Erdmanns „Velvet Revolution“. Die Musik des neuen deutsch-französisch-englischen Trios des Tenorsaxofonisten Daniel Erdmann ist ein starkes Statement – kräftig und zugleich sensibel, mit Sinn für feine Nuancierungen, aber auch mit Schwung, gelegentlich gar mit Wucht. Während sich vielerorts wabernde Innerlichkeit und kunstgewerbliche Beflissenheit breitmachen, kommt hier wieder etwas zum Vorschein, was die Triebkraft des Jazz ausmacht: der Drang zur Mitteilung. Was außerdem aufhorchen lässt und die Zuhörer hineinzieht, ist der Gestus, die Sprachnähe, das Erzählende, das Rhapsodische.

Erdmanns Stücke sind kompakt, manchmal auch komplex und in ihren Formen für die Beteiligten frei begehbar. Das Thematische – im musikalischen wie im gedanklichen Sinne – bildet den Bezugsrahmen. Daniel Erdmann bekennt sich zum Melodischen. Und das ist oft viel schwieriger, als sich hinter einer Materialexegese zu verstecken, weil die Einfälle und die Aussagen stark sein müssen. Er webt sie ein in das Stimmengeflecht mit Violine oder Bratsche und Vibrafon – eine Triokonstellation, die es ermöglicht, rhythmische oder harmonische Aspekte wechselweise untereinander aufzuteilen, miteinander zu verschränken oder zu verdichten.

Den zweiten Teril des Abends bestreiten Iiro Rantala & Ulf Wakenius. Der Finne Iiro Rantala und Schwede Ulf Wakenius trafen sich zum ersten Mal bei einem gemeinsamen Projekt in der Berliner Philharmonie. Daraus entstand spontan der Gedanke eines gemeinsamen Duos, welches seine Premiere dann in Skandinavien feierte. Während der vergangenen Jahre ist Rantala, von der Jazzthing als „Naturereignis an den Tasten“ betitelt, in Deutschland zu einem der bekanntesten und beliebtesten Jazz-Pianisten aufgestiegen. Sein Solo-Album „Lost Heroes“ ist eines der populärsten Alben, ausgezeichnet unter anderem mit dem „ECHO Jazz Award“ und als Schallplatte des Jahres. Mit der Lennon-Hommage „My Working Class Hero“ – wieder ein Solo-Album – hat der Finne im vergangenen Herbst einen weiteren Bestseller nachgelegt. Reduziert auf das Piano alleine, versteht Rantala es wie kein anderer als Arrangeur, den musikalischen und emotionalen Kern der Vorlagen herauszuschälen.

Ulf Wakenius gilt nach Worten von Oscar Peterson als einer der großartigsten Gitarristen. Kein Wunder, Wakenius war jahrelang ständiges Mitglied in Petersons Quartett. Er verbindet ein ausgeprägtes Gespür für Rhythmen mit einem lyrischen Gefühl. Gemeinsam setzten Iiro Rantala und Ulf Wakenius auf Melodie und Groove.

Am Sonnabend, 25. November, geht es ab 19.30 Uhr mit weiteren Ausnahmemusikerin in die zweite Runde. Ramón Valle & Orlando „Maraca“ Valle sind Cousins. Ramón Valle lebt in den Niederlanden, Orlando Valle in Kuba. Sie treffen nach mehr als 20 Jahren aufeinander, um gemeinsam Musik zu kreieren und aufzunehmen. Mit dem Duo erfüllen sich die beiden kubanischen Musiker ihren sehnlichsten Wunsch, Musik zu spielen, die von den zwei einflussreichsten afroamerikanischen Quellen inspiriert ist: Jazz und kubanische Musik.

Mit der dabei entstandenen CD „The Art of Two“ haben sie ein Meisterwerk geschaffen, mit dem sie international auf Tour gehen. Die beiden Musiker gelten als zwei der talentiertesten und lebhaftesten Interpreten der modernen kubanischen Musik. Beide sind mit exquisiten improvisatorischen Fähigkeiten ausgestattet auf einer soliden handwerklichen Basis der klassischen Musikausbildung.

„The Art of Two“ ist ein Dokument der gegenseitigen Bewunderung und des Respekts zwischen zwei Musikern. Es ist die Wiedervereinigung zweier Cousins und Freunde, die sich nach langer Zeit, die sie in unterschiedlichen Ländern verbracht haben, treffen, um ihre musikalischen Erfahrungen als Künstler zu kombinieren. Gemeinsam überschreiten sie die Grenzen der Genres und statten Stil und Format der afroamerikanischen Tradition mit der höchsten Freiheit aus. Melancholische Melodien, ein wesentliches Element der kubanischen Musiktradition, stehen in einem willkommenen Kontrast zu dem heutigen Sound. Orlando Valle war Mitglied der international erfolgreichen kubanischen Band Irakere.

Stucky – Doran – Studer – Jordi: Hendrix! Lautet die Überschrift nach der Pause. „When things get too heavy, just call me helium, the lightest known gas to man.“ Jimi Hendrix ließ den Satz in seinem letzten Inter-view fallen, eher beiläufig, mit einem Lächeln auf den Lippen. Am 11. September 1970 klagte der Gitarrist gegenüber dem Journalisten Keith Altham darüber, dass alles mittlerweile so kompliziert, so schwer sei. Deshalb wolle er eigentlich wie Helium sein, jenes Gas, das siebenmal leichter ist als Luft. Nur eine Woche später flog Hendrix tatsächlich davon, leicht wie ein Heliumballon, mitten hinein in die Unendlichkeit.

„This man really was a gas!!!!!!“, adelt ihn die Sängerin Erika Stucky fast 45 Jahre später unter euphorischer Betonung der sechs Ausrufezeichen, wobei das Wörtchen „gas“ in dem Zusammenhang auch mit „Spaß“ oder „Genuss“ gleichgesetzt werden kann. Mit dem Gitarristen Christy Doran, dem Drummer und Perkussionisten Fredy Studer und der E-Bass-Legende Thomy Jordi setzt sie nach genau einem Jahrzehnt den Bau eines klingenden Denkmals für Hendrix fort. Die drei Schweizer haben dafür 2005 mit der Live-CD „Jimi“ schon einen bemerkenswerten Grundstein gelegt.

Auf keinen Fall ging es der eidgenössisch-amerikanischen Allstarband darum, das Werk des Meisters kompliziert zu verjazzen. Vielmehr versuchen sie den Spirit und die Energie seiner Musik rüberzubringen, mit der Erfahrung heutiger Musik.

Vieles klingt zwar ziemlich original, doch im Prinzip ist alles anders. Der Clou der wiederauflebenden Hendrix-Hommage liegt in den liebevollen Details, in winzigen Brüchen, die eine völlig andere, individuelle Erfahrungswelt in diese Musik einkehren lassen und den Bezugsrahmen leicht, aber unverkennbar verschieben. Wer „Call me Helium“ nur als Nostalgietrip zurück in die seligen Woodstock-Zeiten wahrnimmt, der übersieht, dass Doran, Stucky, Studer und Jordi im Prinzip dem Visionär Jimi Hendrix huldigen. Auf ihre ureigene Art geben sie dessen vielfältigen musikalischen Ideen auf der Schnittstelle zwischen der großen Bühne des Pops und dem gedimmten Kellerlicht der modernen Avantgarde kräftig die Sporen.

Den Abschluss des diesjährigen Festes werden „Brazzo Brazzone & The World Brass Ensemble“ am Sonnabend, 9. Dezember, ab 11 Uhr, bei einem kostenlosen Frühschoppen in der Markthalle bereiten. Die Brass Band wurde im Frühjahr 2012 von Daniel Zeinoun gegründet. Der studierte Jazz-Musiker war bis dahin in verschiedenen Jazz-, Funk- und Salsa-Ensembles aktiv sowie mit Bands wie zum Beispiel „Wir sind Helden“ auf Tour.

Der Legende nach erschien ihm im Traum sein – ihm bis dahin gänzlich unbekannter – italienischer Urgroßvater Brazzo Brazzone und erteilte ihm den Auftrag, das fabulöse World Brass Ensemble wiederzugründen. Die hannoveranisch-palermische Band „Brazzo Brazzone & The World Brass Ensemble“ ist somit die einzige Italo-World-Groove Brass Band ihrer Art weltweit.

Der sensationell druckvolle Sound der Band ist geprägt durch einen wilden Stilmix aus Jazz-, Rock-, Funk-, Latin- und Balkanbeats. Präsentiert werden bis jetzt völlig unbekannte Eigenkompositionen des Nono sowie seine weltbekannten Hits in der originalen „verzioni brazzoni“. Nachdem die „Experti Brassisti“ schon in weiten Teilen Deutschlands ihr Publikum in Ekstase gegroovt haben, sind sie nun auch mit ihrem Jubiläumsprogramm in Delmenhorst zu Gast.

  • Termine:
    Freitag, 24. November, 11.30 und 19.30 Uhr, sowie
    Sonnabend, 25. November, 19.30 Uhr,
    Theater „Kleines Haus“, Max-Planck-Straße 4,
    Sonnabend, 9. Dezember, 11 Uhr,
    Markthalle, Rathausplatz 2

Nr. 585/17 - KulturBüro der Stadt Delmenhorst

 

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